Ein Großteil der Musik ist mehrstimmig. Grundsätzlich werden 2 Möglichkeiten der Satztechnik verwen­det, die einzelnen Stimmen zu ordnen. Wir unterscheiden den homophonen und den polyphonen Satz.

 

Homophonie

Eine führende Stimme, meist in der Oberstimme, wird mit eher untergeordneten Begleitstimmen versehen. Diese Satztechnik macht das Musikstück durchschaubar und für den Hörer eher nachverfolgbar, da man sich beim Hören auf die Hauptstimme, die Melodie konzentrieren kann. Die Sonate von Joseph Haydn (Anfang) ist ein sehr einfaches Beispiel homophoner Satztechnik: In der Oberstimme befindet sich die Melodie, die von Zwei- und Dreiklängen und gebrochenen Dreiklängen (Dreiklangstöne werden nacheinander gespielt) begleitet wird. Auch für den Hörer ist es leicht das Musikstück mitzuverfolgen.

Hörbeispiel: Joseph Haydn – Sonate C-Dur (Anfang)

 

 

 

 

Auch das Musikstück Fröhlicher Landmann von Robert Schumann ist ein homophon gesetztes Stück, allerdings ist die Hauptstimme sowohl in der Ober- als auch in der Unterstimme oder auch in beiden Stimmen (Hauptstimme rot gekennzeichnet).

Hörbeispiel: Robert Schumann – Fröhlicher Landmann

 

 

 

 

Ein weiteres Beispiel für Homophonie ist die Sonate (siehe auf dieser Site den Beitrag Klassik: Die Sonate).

 

Polyphonie

Alle Stimmen eines Musikstückes sind gleichberechtigt und gleich wichtig. Beispiele hierfür sind der Kanon, die Invention und die Fuge.

 

Kanon

Eine einfache Form der Polyphonie ist der Kanon. Ein Kanon ist ein Gesangsstück oder auch Instrumentalstück, bei dem eine Stimme (Melodie) zeitlich versetzt einsetzt und weitere gleichberechtigte Stimmen (2., 3., 4. Stimme) bildet.

Hörbeispiel: I like the flowers

 

 

 

 

Invention

Inventionen (lat. inventio=Einfall, Erfindung) nennt Bach (1685 - 1750) seine 15 zweistim­migen Kompositionen, in denen es ihm über Spielfertigkeiten hinaus darum ging, bei­spielhaft zu zeigen, wie Einfälle (Motive, Themen) polyphon ausgearbeitet werden kön­nen. Eine einfache Art Motive weiterzuentwickeln ist die Sequenzierung (Wiederholung eines Motivs auf einer anderen Tonstufe). Die Imitation (Nachahmung eines Motivs oder Themas in einer anderen Stimme) spielt ebenso eine bedeutende Rolle. Sie trägt dazu bei, dass beide Stimmen Anteil am Thema haben und somit gleichberechtigt sind. In den Inventionen erfolgt die Imitation meist im Abstand einer Oktave (Oktavierung). Imitatio­nen können auch in der Umkehrung erfolgen (Spiegelung um eine waagrechte Achse), sowie in der Vergrößerung oder Verkleinerung der Notenwerte. Seltener ist der Krebs, bei dem Motive oder ein Thema rückwärts gespielt werden (Spiegelung um eine senk­rechte Achse).

Die strengste Form der Imitation ist der Kanon. Bei ihm bezieht sich die Imitation nicht nur auf ein Motiv oder Thema, sondern auf das ganze Stück.

Das folgende Beispiel beginnt mit dem Einfall (Takt 1, rotes Dach). In der Unterstimme wird dieser Einfall imitiert. Im weiteren Verlauf sehen wir den Einfall tiefer oder höher gespielt, also sequenziert. Häufig wird der Einfall umgekehrt, also waagrecht gespiegelt (ab Takt 3, umgekehrtes rotes Dach). Die Achtelnoten in Vierergruppen stellen die rhythmische Vergrößerung der aufwärts verlaufenden ersten 4 Noten des Einfalls dar (dicker roter Strich). Wir sehen, dass sich die ganze Invention aus dem ursprünglichen Einfall ableitet.

 

Hörbeispiel: Joh. Seb. Bach – Invention 1

 

 

 

 

Fuge

Die Fuge ist eine der geistreichsten, strengsten und auch schwierigsten Formen poly­phoner Gestaltung. Ein Thema wird mehrfach imitiert (in den einzelnen Stimmen nacheinander gespielt). Gegenstimmen treten hinzu und in Zwischenspielen wird das vorhandene Tonmaterial kombiniert. Ein Beispiel finden wir auf dieser Site im Beitrag Barock: Die Fuge.